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Kapitel   I

Leise weht vom Kirchturm her
der Glocken Klang, - zur Mittagsstund´;
ihr zart^ Getön erfreut uns sehr.

Ist doch in der Lande Rund´
dies das einz´ge baulich´ Werk,
das gibt aus alten Zeiten kund.

Blickt man in die Gegend, - merk -,
~ die Häuser, * will sie mal so nennen,
strahlend schön aus inn´rer Stärk´

gebildet, ich kann kaum erkennen,
was Architekt^, Kristall und Pflanz´ ~.
Südwärts Sonnenstrahlen brennen

ihren eig´nen farb´gen Tanz
über Prismen, Kugeln, Flächen,
erstrahlend wunderbar im Glanz.

In die Luft die Türmchen stechen,
um ins Inn´re, gar zur Wonne,
all die Lichterfüll´ zu brechen.

In dieser Pracht der Mensch nun wohne,
vereint mit Tier und Blume, Bäume^,
inspiriert durch Gottes Sonne.

Drin^ und draußen - ~ gleiche Räume,
der Unterschied ist nur ein Schein;
*~ `n Palast für überird´sche Träume.

Hier besteht kein trennend^ Sein
zwischen Mensch und der Natur;
*~ Verbundenheit durchwegs ganz rein.

* Siehst vom Bau fast keine Spur;
Arbeitsplätz´ ~ im holden Garten:
gebräuchlich ist hier diese Tour.

Beruf ~ betrieben unter`m zarten
leuchtend^ Schimmer, - `n freudvoll^ Treiben,
find´ ich, wird man hier erwarten.

Tags zu werken zwischen Eiben,
nachts dann schlafen unter Rosen,
so würd´ ich all das umschreiben,

Flora, Fauna zu liebkosen,
und doch geschützt im gläsern^ Schloß ~,
wenn draußen stürmisch´ Wasser tosen.

Vögel zwitschern auf `nem Sproß,
Kinder spielen Ringelrei,
und jeder ist sein eig´ner Boss.

Felder bilden eine Reih´
zwischen ` Wohnburg und dem Wald,
und jedermann ist hier so frei,

zu pflanzen Schönheit auf jed´ Hald´,
oder nützlich´ Sach^ für`s Dorf;
gemeinsam ernten sie´s alsbald.

Heidekraut gedeiht im Torf,
*~ `n geliebter Platz für manche Kunst:
Musik erklingt beizeit^ von "Orff",

auf Bilder wird gebannt der Dunst,
die Stein´ ersteh´n zu neuen Formen;
es wird erstrebt der Musen Gunst.

Auch Wissenschaft hält sich an Normen,
gewinnt der Ethik ab die Hürde:
lebensspendend all´s zu formen.

Jeder hier nimmt gern die Bürde,
für allgemeines Wohl zu sorgen;
alt zu sein gleicht einer Würde,

zu erkennen Schritt´ für`s Morgen.
Reichtum ist wohl nicht vonnöten,
kann man sich doch alles borgen;

* darf auch fragen ohn´ Erröten,
was ein´m sehr am Herzen liegt;
drum Paare zwanglos liebend flöten.

Ich weiß nicht, was hier stärker wiegt:
Weisheit, Liebe, Wahrheit, Pflicht?
Jedenfalls die Seele fliegt,

grenzenlos ohn´ ird^ Gewicht,
durchgeistigt ein in hoh´ Gefielde,
- neue Ziele ~ schon in Sicht.

Rundherum herrscht eine Milde,
*~ durchzogen von der Freundlichkeit
der Bauern, Wand´rer und der Gilde.

Irgendwann gab´s mal `ne Zeit,
es ist schon sehr, sehr lange her,
da fand sich die Gelegenheit,

- vom Beben ~ alles wüst und leer,
nachdem die Kriege endlich aus ~ -,
gemeinschaftlich durch Arbeit schwer

zu gründen ein verbunden^ Haus,
- nach `nem Vorbild, das bekannt ~ -,
um eifrig zu studier´n, woraus

- damit das Üble nun gebannt ~ -
die Harmonie im Staat ersteht.
Seitdem ward viel Gesund^ genannt,

auch von Gott oft Hilf´ erfleht,
sodaß dies Dorf sich neu erbaut´;
und wie sich das Geschick oft dreht,

so wurd´ der Mensch nundenn getraut
als voller Teil der geistig^ Welt,
- und sieh Dich um -, welch hoher Laut

die vielen Seelen nun erhellt!
Welch wunderbare Werk´ sie schaffen,
was alles einen Wert erhält.

Nimmer spiel´n sie irre Affen,
welche denken nur an sich;
auch find´st Du nirgendwo hier Waffen,

erzeugt, um zu bedrohen Dich.
Die Freiheit hat hier keine Grenze.
Es ist egal, das sehe ich,

ob wenig oder viele Lenze
auf den einzeln^ Körpern ruh´n,
all´ gestalten ihre Tänze

im einfach^ gegenwärt´gen Tun,
aus dem Inner´n rausgeboren.
Durch Denken, Handeln, Schau´n im Nun

wird große Freud´ heraufbeschworen,
denn durch die Lieb´, die all´ verbindet,
fühlt sich keine Seel´ verloren;

das Bewußtsein überwindet
Empfindungen, getrennt zu sein,
und im Kreis mit ander´n findet

es den eig´nen heil´gen Schrein.
Das Ziel, die Freude zu vermehren,
ist berauschender als Wein,

denn nur für sich all´s zu begehren
würde Lust und Herzen rauben.
Niemand muß die Lieb´ entbehren,

die er braucht, sich hochzuschrauben,
denn ohne Furcht gibt´s kein Vergeh´n;
- Verständnislosigkeit von Tauben,

inn´re Nöte anzuseh´n,
kann aufgrund der großen Liebe
in diesem Staate nicht besteh´n.

So lebt man hier ganz frei ohn´ Diebe,
offen ist nicht nur das Herz;
nirgendwo gibt´s harte Hiebe,

daß man sich verzehrt vor Schmerz.
Jeder denkt hier an den Ander´n,
rücksichtsvoll, schwingt wie `ne Terz;

auch die, die zwischen Dörfern wandern,
sind gern geseh´ner Freund und Gast.
Macht gleich ungezähmten Panthern

verwandelt sich in Tat ohn´ Hast,
denn Lieb´ bringt Freud´, und Freud´ gibt Kraft;
* erklettert so den hohen Mast

- geholfen wird, falls wer erschlafft -
in unbekannten Freiraum rein.
Derart man sich ` Himmel schafft.

Zwischen Märkten, still im Hain,
herrscht reger Austausch und Verkehr;
die Welten sind verwoben fein.

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