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Kapitel   II

Ich beginn´ nun die Geschicht´,
sie handelt von dem jungen Tom:
er untersucht Vergißmeinnicht,

sachte im kristall´nen Dom,
der heut´ als Unt´richtsstätte dient.
Ein alter Mann bewirkt den Strom

des Wissens, all die Kräfte lind
in unser´n Pflanzen zu versteh´n.
Und weil schon Mittag ist: - geschwind

beeil´n sich Kinder viel´ zu geh´n;
gibt´s doch mehr zu lernen noch,
zu spielen, hör´n, und Dinge seh´n.

Doch Tom bleibt schon die ganze Woch´,
- die ander´n Meister stimmten zu,
int´ressant ist`s Thema doch -,

zu erfahr´n das Pflanzen-Du
durch Forschen, Fühlen, Meditier´n;
die Zeit verfliegt dabei im Nu.

G´rad´ zermartert er sein Hirn,
osmotisch´ Vorgäng´ zu begreifen,
da zieht er kraus die hohe Stirn,

- hört er doch im Park wen pfeifen;
ein uralt^ Wand´rer ist gekommen,
dessen Haar´ den Boden streifen.

Gleich hat Tom die Trepp´ erklommen,
die zum Sitzungsraume führt,
bereit, zu lauschen diesem frommen

Mensch, dem Achtsamkeit gebührt.
Wohlbekannt wohl seinem Lehrer,
- *~ eng umarmt -, das wird gespürt,

wartet Tom auf Kunde derer,
die in fernen Landen weilen.
Vorerst noch ein brav^ Verzehrer,

- nach den endlos langen Meilen -,
von gutem Trank und stärkend^ Speis´,
vermag den Hund der Pilger heilen,

der schon ist vom Alter weiß.
Dann kommt allgemeine Sach´:
ein Lehrling mit Verstand und Fleiß

will lernen unter diesem Dach,
- noch ist er beim Großen Rat -,
denn Botanik ist sein Fach,

- und er um gute Meister bat,
die in seinem Dorfe fehlen.
* So die Reis´ mit ihm nun tat

zu Fuß, * wollt´ nicht die Flugplatt´ wählen.
Von dort der Alt´ bringt Kleider mit,
- es ist unmöglich zu verhehlen:

*~ auserlesen schön im Schnitt
und ` unvergleichlich´ Qualität;
er tut dies mit einer Bitt´:

daß sein´n Karren man belädt
mit exquisiten Pflanzensamen
und für`n Garten best^ Gerät;

- berühmt ist`s Dorf hierfür mit Namen.
Endlich, Tom's Gefühle fliegen,
- das vorher war ja nur der Rahmen -,

erzählt der Pilger alt´ gediegen
von seiner Wanderschaft zur Quell´,
- einem Ort mit Namen "Igen" -,

das damals war das Vorbild hell´,
gemeinschaftlich zu handeln, denken.
"Es ist", so spricht er: "eine Stell´,

wo sie`s Weltenschicksal lenken.
Das Gebäude ~ weiß, uralt;
Mancher würd´ den Blick heut´ senken

vor dem Haus aus Ziegel kalt^,
aus Scham, nichts Bess´res * konnt´ erbau´n.
Doch ist dies nur die Erd-Gestalt.

Ist man drin, - welch Wunder ~ - staun´!
Finden wirst * ein Kraftfeld vor,
die höchsten Eb´nen zu erschau´n.

Es bildet jetzt ein großes Tor,
- ganz allmählich ist´s entstanden
-, mitzuspiel´n im himmlisch^ Chor.

Als sich damals Leute fanden,
dieses Zentrum zu errichten,
konnten sie´s nur tun anhanden

einer Vision, zu lichten
der Erde düster^ Ungemach.
Die Gemeinschaft war mitnichten

bestrebt, der Welt zu bieten Schach,
was nied´re Sphären dort betraf;
zu sammeln Wissen unter`m Dach,

wenn die Menschheit wie ein Schaf
falschen Zielen nachläuft dumm;
zu erlösen aus dem Schlaf

verzweifelt´ Blinde, taub und stumm;
zu begründen eine Kraft,
die im Menschen - gar nicht krumm -

Transformationen schafft,
die ` seelisch´ Energie beschützt,
wenn sie befreit aus ird´scher Haft ~.

So ward die Lieb´ dazu benützt,
in vielen Ländern, - wie hier auch -,
zu schaffen Orte Geist-gestützt."

Bei diesen Worten schwebt ein Hauch
von göttlich^ Energie im Raum,
wie ein all´s beschützend^ Strauch.

Der Wand´rer wieder spricht: "Der Traum,
bewußt sich selbst mal zu vollenden,
zerplatzt dort nicht so wie der Schaum;

die Bewohner helfen wenden
Deine tugendlosen Saiten;
gehst Du wieder fort: - sie senden

ihre Kräfte durch die Weiten,
um Dich allseits zu berühr´n
an bösen Orten, schlechten Zeiten,

damit Dich diese nicht verführ´n,
die dunkle Seite anzunehmen."
Ungewöhnlich krank´ Allür´n

bilden dann die großen Themen,
denn nicht nur hochentwickelt´ Länder ~,
auch viele unbarmherzig´ Schemen

bilden immer noch die Ränder,
die der Mensch, der geht zu Fuß,
- handelnd achtsam, wo ein Blender ~ -,

mühevoll durchschreiten muß.
Dann gibt´s noch die Dämmerzonen,
die oft eine harte Nuß ~,

denn liebe Leute in ihr wohnen,
jedoch Ideen grundfalsch sie haben.
Zum Schluß will noch der Alt´ belohnen

- soviel Achtung sie ihm gaben -
die beiden, daß sie sich wohldenn
an Igen's Vorzüg^ könnten laben,

* erzählt, wie dort man schult im Zen.
Der Tom würd´ gern noch vieles wissen:
wie, warum und wer und wenn;

doch die ander´n suchen Kissen;
es ist schon spät, - fast Mitternacht.
Nur noch Tom's Gedanken fliegen,

- den Körper =* um den Schlaf gebracht -,
wie das wäre, wenn auch er
wandert´ um die Welt bedacht.

Dieser Wunsch gefällt ihm sehr;
was muß man alles können, machen?
Zuerst mal jedenfalls die Lehr´,

auch braucht er sicher fremde Sprachen;
weiters Training für das wilde,
weite Land, dazu die Sachen;

` solcher Plan auf seinem Schilde
macht ihm Herz und Körper licht.
Jahre braucht´s, zu tun dies Bilde.

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