Kapitel V
Hügelig die Landschaft wird,
mal bergauf und mal bergab;
Tom so seinen Weg kreiert.
* Muß untersuchen all sein´ Hab´,
- barer Münzwert herrscht hier noch -,
` tauschenswert für eine Gab´ ~.
Auf dem Markt, die ganze Woch´,
laut, daß klingen seine Ohren,
hört er Stimmen, noch und noch.
Manchmal wird ganz unverfroren
ein kleiner Käufer arg geneppt,
und auch über`n Kamm geschoren.
Tom sieht zu, wie einer schleppt
riesengroß´ Figur´n aus Holz,
dazu am Straßenpflaster steppt;
der Ausdruck zeigt dabei viel Stolz:
"Diese Bildwerk´, - ~ ganz ein Stück,
ohne Dübel, ohne Bolz^,
helfen Dir zu Deinem Glück.
Heil´ge sind´s, ` hier dargestellt ~,
* vermögen abzuwenden Tück´
und Schande, die Dein Leben wellt.
Freude wird Dir offenbar,
alles für ein klein^ Entgelt."
Sich fühlend wie ein Superstar,
` überquellend´ Lebenskraft,
versucht er kleinen Kindern gar,
Werke, die er selbst erschafft,
zu teu´ren Preisen anzudreh´n.
Bald eine große Menge gafft,
um diesen Menschen dort zu seh´n.
"Zeigt Gefühle, ach Ihr Herr´n,
müßt Ihr gar so hölzern steh´n?
Meine Heil´gen helfen gern,
die Probleme aufzulösen;
dann geht auch Ihr so wie ein Stern
inmitten herrlich laut^ Getösen.
Kauft Ihr Leute, kauft, kauft, kauft!
Wollt Ihr immer weiter dösen?
Und sei´s drum: so freßt und sauft!
Bedenkt: das Leben ist nur kurz;
genießt, bevor zum Tod Ihr lauft,
denn dort wartet nur der Sturz,
der Gram, sich nicht mehr auszudrücken.
Gebt der Starrheit einen Furz!"
Handelnd mit sein´n stattlich^ Stücken
regt er an durch frischen Geist,
sich nicht vor`m inner´n Drang zu drücken.
Zur Mittagszeit er Freunde weist,
mit ihm zu seiner Ehr´ zu feiern,
doch die meisten sind verreist.
Tom glaubt, hinter seinen Schleiern
an dem Künstler etwas nagt;
sollt´ auch Schlimmes drunter geiern,
er sich doch an`s Forschen wagt.
Noch dazu wird er geladen,
was seinem Ziele sehr behagt.
Alsbald Tom spricht: "Deine Schwaden
sinnverdreh´nder Redekunst:
lauern drunter nicht die Maden,
die vergällen Deine Gunst,
lebensfroh all´s zu genießen?
Freud´ verfliegt so wie der Dunst,
steckst Du einmal an den Spießen,
Fähigkeiten zu verlieren.
Denkst Du nicht, ² auf Deinen Wiesen
manche Teufel danach gieren,
Dich samt Haar und Haut zu schlingen?
Noch Dich Deine Werke zieren,
doch wird dies immerzu gelingen?"
"Versuchst Du, mit mir anzuecken?
* Kannst ja einmal mit mir ringen,
und dabei die Zähne blecken.
Erzeugnisse von mir sind gut,
* brauch´ sie nimmer zu verstecken.
Unaufhörlich ist mein Mut,
zu verfeinern mein Talent;
niemals mach´ ich alten Hut,
den jedermann auswendig kennt.
Aus dem Inner´n schöpfe ich,
wenn ein Thema in mir brennt;
dann erschaff´ ich königlich,
was durch jahrelange Plage
früher hat entwickelt sich.
Jetzt bin ich schon in der Lage,
ohne groß d´rauf nachzusinnen,
drei Skulptur´n an einem Tage
in ihre Formen zu gewinnen."
"Schön - ~ Dein Schaffen, zweifellos;
es spricht direkt zu den Sinnen,
es liebkost wie eine Ros´.
Der Brunnen, der am Platze ist,
hat kein Holz, dafür viel Moos;
vom Blitz wohl einmal aufgespießt
steht nur eisern das Gerüst.
Wenn für wahre Kunst Du bist,
und Dich eine Muse küßt,
dann richt´s auch ohne ird^ Verdienst;
damit nicht alles leer und wüst ~,
womit Du fast kein Geld gewinnst."
"Wie hast Du dieses nur erraten?
Es ist mein altes Hirngespinst,
- für das mich wohl die Götter baten -,
immer wollt´ ich ihn schon richten;
doch stetig meine Ängste nahten,
ein selbstlos^ Wirken zu vernichten.
Mein Geschäft wird pleite geh´n,
wenn alle Leute leis´ berichten,
daß sie hab´n gefunden wen,
der gratis Hilfeleistung gibt."
Lösung heischend, wie ein Fleh´n,
sich seine Hand zu Tom hinschiebt.
Dieser, *=` weiter´n Lauf durchdacht:
"Wenn man wirklich etwas liebt,
erhält man langsam dann die Macht,
über seiner selbst zu siegen.
Das Ich verschwindet in der Nacht,
und befreite Kräfte fliegen
raum- und zeitlos in die Höh´;
* hast ` neue Dimension bestiegen.
Nicht mehr zwicken irdisch´ Flöh´,
die wollen Deine Gab´ besitzen;
bald erfaßt sie eine Bö,
sodaß die auseinanderspritzen,
wenn Du selbstvergessen weilst
und vertreibst die triebhaft^ Hitzen;
wenn zum Kern hin Du jetzt feilst.
Das Ich drängt nur zu der Begierde,
dadurch Du in die Welt enteilst;
verführerisch klingt Dir die Irde,
* versuchst gar, alles auszukosten.
Talent sollt´ sein Dir eine Zierde,
sonst stehst * auf verlor´nem Posten,
denn wenn Du all´s erfahren willst,
die himmlisch^ Drahtseil´ in Dir rosten.
`Nen Auftrag aus dem Geist erhieltst *;
so führ´ ihn durch, * brauchst nicht zu fragen,
wo der Lohn ist, - denn sonst bild´st
Dir einen schweren ird´schen Kragen.
Mach´ Dein Werk und achte nicht,
ob Dich könnten fangen Plagen;
stehst Du dereinst hell im Licht,
hast * das dunkle Tor passiert."
Das Künstlers Schal´ ganz sanft zerbricht.
