Kapitel XXIII
Tom's Weg führt weiter, ohne Schmerz,
handelnd aus `ner inner´n Stärk´;
oftmals blickt er sternenwärts,
und ob das Mädchen er bemerk´.
Als er füttert Kinder, ` hager ~,
treibt´s ihn zu `nem Bergbauwerk.
"Gefangene sind dort im Lager,",
berichtet ihm ein alter Mann:
"D´rum sind die meisten auch so mager.
Vor ein paar Jahr´n die Zeit begann,
als ein frisch^ Verwalter kam,
daß jeder flüchtet, der nur kann;
denn er beutet ohne Scham
alle Mensch^ und Dinge aus.
Viele Schätze er schon nahm,
* trug sie in sein gold´nes Haus.
Gefangene, wenn sie im Berge ~,
haben wahrlich keinen Schmaus;
um vieles härter als die Zwerge
müssen sie die Arbeit tun,
bewacht von `nem gewalt´gen Scherge^,
der d´rauf acht´t, daß sie nicht ruh´n.
Sie holen ohne Unterlaß
viel mehr Gold -- für seine Truh´n."
Tom versteht nun diesen Haß,
der im Lager sehr schwer lastet.
Um zu leeren dieses Faß,
nicht länger noch im Dorf er rastet,
*= das Denken darauf eingestellt,
daß viel zu tun ~, und daß er fastet.
Dem Verwalter es gefällt,
daß ein weit´rer Mann ist hier,
den er freilich nicht bestellt °:
"Die Arbeit ist von vier bis vier,
Du mußt die Zeit im Bergwerk steh´n;
freies Essen geb´ ich Dir,
vielleicht auch Frauen, * werden´s seh´n.
Wenn meine Amtszeit ist vorbei,
nach sieben Jahren, mußt Du geh´n."
Zu speisen gibt´s nur immer Brei,
das weiß Tom gleich, als er dort ißt;
dazu das jammervoll´ Geschrei,
das aus allen Ecken schießt.
Manches muß er hier verbessern,
daß ein Hoffnungsstrahl hier sprießt.
Vorerst mal mit kleinen Messern
muß die Wunden er behandeln;
* will den Schwarzmarktschnaps verwässern,
auf daß nicht ständig sie anbandeln;
* möcht´ `nen Unterricht einführen,
um ihr Fühlen gar zu wandeln.
Sein Anderssein könn´n sie bald spüren,
darum auch zur Klagemauer
ihn in kurzer Zeit sie küren.
"Früher war ich mal ein Bauer,
* hab´ die Felder selbst bestellt;
eines Tag´s, durch Hagelschauer,
reicht´ zur Pacht nicht mehr mein Geld."
"Der Krieg, der hat mir gut gemundet,
* ward gefeiert dort als Held;
* hab´ den Kommandant verwundet,
als ich mal betrunken war."
"Die Schnellsten hab´ ich überrundet
von der großen Läuferschar;
als man hoch auf mich gewettet =,
war ich jeden Sieges bar."
"* Hab´ die Jungfrau´n all´ gerettet,
die wär´n beim Tod des Herrn verbrannt ~;
* hab´ mit einer mich gebettet,
nicht ich glaubt´s, daß ich verbannt ~."
"Durch weite Lande zog ich viel,
* war jedem Menschen unbekannt;
als mein Schatt^ auf einen fiel,
bekam ich gleich `nen Richterspruch.
"
"Es war mein allergrößtes Ziel,
zu schreiben an `nem gold´nen Buch;
daß ich mit Urteil nicht sehr sparte,
war mein allergrößter Fluch."
"Ich wollte zeichnen eine Karte,
auf der die ganze Welt d´rauf ist;
als mein Herr mal darauf starrte,
fand er mancherorts `nen Mist."
"Ich wollt´ mir `nen Wecker machen,
daß man niemals was vergißt;
leider sahen Leut´ all´ Sachen,
welche nicht nur tugendhaft M~."
"Ich gehörte zu den Wachen
im Zirkus bei der Tiereskraft;
einmal hört´ ich auf die Stimme,
die zu uns sprach ständig: 'Schlaft!'."
"Ich war gut mit Korn und Kimme,
* kannte jedes der Gewehre;
einer wollt´, daß ich auch trimme,
zu schießen Haar´ weg wie `ne Schere."
"Ich erforschte alle Pflanzen,
* kannte jede Blüt´ und Beere;
auf einer einmal waren Wanzen,
die ich gab der Königin."
"Ich war Schuster, * machte Ranzen
für die Arbeit in der Min´;
meine Qualität wurd´ schlecht,
* schaute zu sehr auf Gewinn."
"Ich war einmal ein toller Hecht,
* war beliebt bei allen Frauen;
doch verflucht ist mein Geschlecht,
* konnt´ nur blinde Kinder bauen."
"Ich werkte an `nem Fernrohr rum,
ins Weltall wollt´ ich immer schauen;
leider fiel mir dieses Trumm
auf die Füße meines Nachbarn."
"Meine Schwester war schon stumm,
als wir kleine Babies war´n;
* sagte, sie würd´ zu mir sprechen,
nur durch mich könnt´ man´s erfahr´n."
"Ich wollt´ neue Bahnen brechen,
die die Forschung neu bewegten;
doch ich wollte auch mal rächen,
daß soviel´ Stein´ sie vor mich legten."
Tom konnt´ in ihr´n Herzen lesen,
die Gefühle, die sie hegten,
die argen Leiden, die gewesen ~,
all´ die Ängste, die sie treiben.
Langsam können sie genesen,
wenn Zorn und Wut nicht ständig reiben;
Vergebungskraft in sie zu senken,
dafür muß Tom lange bleiben.
Daneben noch die Arm´ verrenken,
zwölf Stunden täglich bei der Arbeit;
und die Fürsorg´ zu verschenken,
wenn mal Krankheit macht sich breit.
Sieben Jahr´ auf leisen Sohlen
verbracht´ er derart seine Zeit.
Am letzten Tage in dem Stollen
würd´ `ne Sprengung durchgeführt ~,
die der Verwalter hat befohlen,
damit mehr Gold für ihn geschürft ~.
Tom steht bei einer Deckenstrebe,
- `ne Gefahr droht, was er spürt -,
* stützt sie ab, auf daß er s´ hebe;
schon kracht Holz, und Steine fallen.
* Ruft: "Schnell hinaus, daß Ihr doch lebe^."
Allein er bleibt in Berges Krallen.
Unerwartet scheint `ne Kerz´;
die Maid, `ne Frau nun: "Lieb´ läßt * schallen."
